Rhönradmuseum Reichenbach-Steegen

Geburtshaus mit Pflaster

Geburtshaus mit Pflaster

Geburtshaus mit Soldaten

Geburtshaus mit Soldaten

Otto Feick ca. 10 oder  11 Jahre

Otto Feick ca. 10 oder 11 Jahre

Otto Feick mit 35 Jahren 1925 in seinem Turnrad

Otto Feick mit 35 Jahren 1925 in seinem Turnrad

Otto Feick  ca 50 Jahre

Otto Feick ca 50 Jahre

Ein Rad rollt um die Welt !

1890 am 04. Juli wurde in der Dorfschmiede Heil, Otto Feick, im Elternhaus seiner Mutter geboren. Der Vater, Schmied, wohnte in Glan Münchweiler, hatte sechs Kinder, aus vier Ehen. Otto blieb mit seiner Mutter zunächst in Reichenbach und ab 1897 in Kaiserslautern.   1901 heiratete die Mutter erneut, in Kaiserslautern, dort wurde Otto 1903 in der Stiftskirche konfirmiert. Insgesamt hatte er neun Halbgeschwister und zwei Stiefgeschwister.

1900 als Schuljunge holte er sich aus der Schmiede seines Großvaters zwei Wagenreifen, verband diese miteinander, stellte sich hinein und rollte einen kleinen Abhang hinunter. Auf dem Platz, der nach ihm benannt wurde,  befand sich zu der Zeit eine, zum Bach abfallende Wiese. Er erlernte das Schlosserhandwerk und begann bei der Deutschen Reichsbahn zu arbeiten.

1912 während seiner Militärzeit in Aschaffenburg lernte er seine Frau Pauline Schmalz, aus Schönau in Unterfranken (Bayerische Rhön) kennen.

1914 Heirat, Wohnung in Ludwigshafen-Gartenstadt und Arbeit bei der Deutschen Reichsbahn. Feick engagierte sich für Kollegen, wurde Arbeiterführer und Anhänger der Gewerkschaftsbewegung, dann Mitglied im Hauptvorstand der Eisenbahnergewerkschaft.

1919 Feick war Gründungsvorsitzender des Vereins Volksgesundheit e.V., einem Verein aus der sozialistischen naturheilkundlichen Arbeiterbewegung, der sich zum Ziel setzte, den Belastungen durch Fabrikarbeit und beengten Wohnverhältnissen, durch Sport, frische Luft, Sonnenlicht  und  Wasser entgegen zu wirken. An der kleinen Blies wurde ein Sportgelände mit Badeanlage errichtet.

1920 Die Pfalz war französisch besetzt und sollte mit Unterstützung von Separatisten von Deutschland losgelöst werden. Dagegen wehrten sich viele, auch Feick und wurde mit Kollegen verhaftet. Dagegen protestierten 18- 20 000 Ludwigshafener und die Eisenbahner streikten. Feick kam nach Mainz in das französische Militärgefängnis und wurde zu Gefängnisstrafe verurteilt. Während dieses Aufenthaltes erinnerte er sich an das Spielrad aus der Jugend und fertigte nach der Entlassung ein Exemplar in Ludwigshafen an.

1923 Die politische Lage in der Pfalz eskalierte und in diesem Jahr wurden rund 5000 Eisenbahner von der Besatzung ausgewiesen und mußten mit ihren Familien binnen 24 Stunden aus ihren Wohnungen. Feick ging mit seiner Familie in die Heimat seiner Frau in der Rhön. Mit zwei Kollegen eröffnete er dort eine Metallwerkstatt, produzierte Bettgestelle, Schaukeln und alles was aus Eisen gemacht wird.

1925 Feick meldete sein „Reifenturn- und Sportgerät“ zum Patent an. Als Vorlage diente ein Foto des Prototyps aus Ludwigshafen. Es folgten noch weitere Modelle, mit verstellbaren Griffen, für drei Turner oder ein Globus.

1926 Die Erfindung erhält als Warenzeichen den geschützten Namen „Rhönrad“ und in 26 Ländern erfolgte nach und nach die Eintragung zum Patent. Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen bestätigt den wertvollen Gebrauch des Rhönrades als Sportgerät. Mit einer Turngruppe beginnt zunächst in Deutschland der Werbefeldzug in Varietés und Zirkusarenen.

1927- 1939 In vielen Reisen wurde das Rhönrad in Österreich, Schweiz, Holland, Belgien, England, Ungarn, Frankreich und USA vorgestellt. In England wurden ab 1927 Piloten mit dem Rhönrad vertraut gemacht und in Russland erschien 1938 eine Militärdienstvorschrift über das Rhönradturnen. Die Produktion von Rhönrädern und der Versand ließen die Rhönwerkstatt aufblühen und Feick verlagerte seinen Wohnsitz nach Würzburg

1930 fand in Bad Kissingen das erste internationale Rhönradtournier statt.

1932 gab es im Deutschen Stadion in Berlin eine Olympiaschau

1936 große Vorführung mit hundertzwanzig Turnern während der Olympiade in Berlin

1945 Der zweite Weltkrieg war der wirtschaftliche Zusammenbruch der geschäftlichen und sportlichen Arbeit für und mit dem Rhönrad. Feick zog mit seiner Frau wieder zurück nach Schönau an der Brend. Sein Sohn wurde auf der Flucht aus russischer Gefangenschaft erschossen, was ihm auch gesundheitlich schwer zu schaffen machte. Den Lebensunterhalt mußte er von einer kleinen Rente bestreiten.

1953 das Rhönradturnen wurde in Berlin und Würzburg wieder aufgenommen und es gab Vergleichskämpfe. Im Ausland war das Rhönrad lange als „deutsches Rad“ verpönt und in Deutschland erreichte es nicht mehr die gleiche Bedeutung.

1959 nahm der Deutsche Turnerbund das Rhönradturnen offiziell als Turndisziplin in seine Regelwerke auf. Auch nach und nach wird in etlichen Vereinen wieder am und im Rhönrad geturnt. Seither finden regionale und deutsche Meisterschaften statt.

1959 am 17. Oktober starb Otto Feick und wurde auf dem Friedhof in Schönau an der Brend beerdigt, dort gibt es eine Erinnerungstafel. Er war ein überzeugter Demokrat und Anhänger der europäischen Einigungsbewegung, mit vielen Freunden im In- und Ausland.

1995 wurde in Basel der Internationale Rhönradturnverband (IRV) gegründet, mit Sitz in Bern. Dieser richtet internationale Wettkämpfe aus, ist Dachverband der nationalen Verbände und betreut Rhönradturner in über vierzig Ländern der Welt.