Ein sportliches Zeichen für Integration

REICHENBACH-STEEGEN:BeimKulturwochenende gibt es rund ums alte Raiffeisengebäude neben demLauf auchMusik, Politik und informative Vorträge

Ein sportliches Zeichen für die Integration von Flüchtlingen setzten die Teilnehmer gestern beim ersten Integrationslauf in Reichenbach-Steegen. Er war Teil des Kulturwochenendes, das die Kommune erstmals rund um das ehemalige Raiffeisengebäude angeboten hat. Sie tippeln und plaudern angeregt miteinander. Anspannung und Vorfreude machen sich unter den Teilnehmern breit. 306Menschen starten beim ersten Integrationslauf als Spaziergänger, NordicWalker und Läufer in verschiedenen Altersgruppen. Ein Frauen-Trio in schwarzen Shirts steht bereit. „Wir sind blutige Anfänger“, geben Julia Westrich und Laura Chambers lächelnd zu. Beim Gedanken an die 6,7 Kilometer lange Strecke schauen sie etwas bange drein. „Jetzt, da sie wissen, dass die Zeit gemessen wird, haben sie vielleicht ein bisschen Ehrgeiz“, sagt Isabell Gonscherowski und lacht. Sie ist die erfahrenste Läuferin des Trios. Um eine Platzierung kümmern sich die drei Frauen nicht. „Wir machen mit und gucken dann“, sind sie sich einig. Auch Markus Merk hat es sich nicht nehmen lassen, an dem Lauf teilzunehmen. Einige Meter hinter ihm formiert sich das Team der „Gospelfriends“ gerade zu einem Gruppenfoto. Es ist eine gemischte Gruppe aus Männern und Frauen, guten und eher gelegentlichen Läufern.

„Wir singen besser als wir laufen“, gibt eine der Sängerinnen ganz unumwunden zu. Vor ihremAuftritt am frühen Abendwollen sie in jedem Fall wieder da sein. Schließlich beenden sie das Kulturwochenende musikalisch. Dann wird es ernst. „Zehn, neun, acht, sieben“, zählen die Läufer den Countdown herunter. Dann ist es endlich soweit. Landrat Paul Junker (CDU) gibt die Streckemit einem Startschuss frei.

Es ist ein gelungener Auftakt für den zweiten Veranstaltungstag des Kulturwochenendes. Und ein Erfolg für den Verein für Bewegungssport Reichenbach-Steegen (VfB). „Wir sind begeistert“, freut sich Mark Rheinheimer vom VfB über den großen Zuspruch. Schließlich sei das die erste Laufveranstaltung, die der Verein in dieser Größe organisiert habe. Außerdem hebt er die Bedeutung des Vereinssports für die Integration hervor: Etwa zehn bis zwölf Flüchtlinge sind regelmäßig beim Lauftreff dabei, einige haben sogar am Gutenberg-Marathon teilgenommen, berichtet er.

So sieht es auch Ortsbürgermeister Dirk Wagner (SPD): „Wir haben hier das Schlüsselthema Sport verbunden mit Flüchtlingen.“ Berührungsängste gebe es da keine, Berührungspunkte dafür umso mehr. Als vor einem Jahr klar war, dass Flüchtlinge in Reichenbach-Steegen untergebracht werden sollen, habe die Gemeinde alle informiert. Inzwischen habe sich ein Integrationsteam gebildet, das sowohl den Bürgern als auch den Flüchtlingen als Anlaufstelle diene. „Das Team ist so etwas wie ein Puffer“, erklärt Wagner und ist stolz auf sein Dorf. Auch deshalb sei es nötig, dass die Gemeinde sich selbst applaudiere, sagt er.

Das bunte Angebot des Kulturwochenendes spricht da für sich. Viele Vereine engagieren sich, tragen ihren Teil zum Kulturprogramm im alten Raiffeisengebäude bei. Schon am Samstag hat das Kulturwochenende bei freiem Eintritt seinen Anfang genommen – mit Vorträgen und musikalischen Beiträgen. Damit habe die Ortsgemeinde dem Gebäude nach 20 Jahren Leerstand unter anderem mit der Illumination des Turms amSamstagabend neues Leben eingehaucht, zeigt sich Dirk Wagner zufrieden. Auch die Vorträge von Jörg Heieck mit anschließender Prämierung eingereichter Fotografien zum Thema Heimat sowie Gert Nunius zur Geschichte des Gebäudes waren nach seinen Angaben gut besucht. „Es hat schon Nachfragen nach weiteren Veranstaltungen gegeben“, sagt er, bevor im Innern der politische Frühschoppen mit CDU-Landrat Junker, dem SPD-Landtagsabgeordneten Daniel Schäffner und dem Bundestagsabgeordneten der Linkspartei, Alexander Ulrich, unter der Moderation von Marc Schlick beginnt.

Gut besucht ist derweil auch der Zieleinlauf. Unter den Zuschauern hat sich Kirsten Hagspiel aus Weilerbach einen kurzzeitigen Sonnenplatz an der Absperrung ergattert. Sie wartet auf ihren elfjährigen Sohn. Selbstmitlaufen wollte sie nicht.Weshalb? „Einer muss ja hier stehen und die anderen anfeuern“, sagt sie und lacht. Das macht sie auch gleich, als die letzten NordicWalker im Ziel einlaufen.